Barré-Akkorde Lernen

Barré-Akkorde

Wer offene Akkorde und Powerchords beherrscht, wird spätestens beim Nachspielen von bekannten Songs feststellen, dass der Sound manchmal trotz des richtig gegriffenen Akkords nichts passt. Die Tonhöhe der einzelnen Noten stimmt nicht und macht das Gesamtbild verschwommen – der gespielte Akkord muss anders gegriffen werden!

Barré-Akkorde gelten als „Angstgegner“ für viele Einsteiger – völlig zu Unrecht, denn Barré-Akkorde sind wunderbare Werkzeuge, die dem Gitarristen das gesamte Griffbrett eröffnen. Wir geben Tipps zum Erlernen der Barré-Akkorde und verraten einige theoretische Grundlagen, um den Sinn und Zweck des Barré-Akkords zu vermitteln. Viel Spaß!

Barré-Akkorde – Theoretische Grundlagen

Barré-Akkorde sind es, welche die Gitarre so vielseitig und (Achtung!) einfach zu spielen machen. Vielerorts werden Barré-Akkorde als besonders schwer oder kompliziert beschrieben. Betrachtet man jedoch die theoretischen Grundlagen, wird schnell klar, dass dem nicht so ist!

Zusammensetzung von Barré-Akkorden

Barré-Akkorde sind, anders als Powerchords, vollständige Akkorde, denen auch eine bestimmte Tonart und eine Stimmung (Moll oder Dur) zugeordnet werden kann. Sie bestehen meist aus drei unterschiedlichen Noten, wobei der Grundton als Oktave mehrfach auftauchen kann. Der Grundton des Barré-Akkords wird in der Regel mit dem Zeigefinger gegriffen und liegt auf der tiefsten angespielten Saite, meist also auf der E- oder A-Saite.

Fingerpositionen

Barré-Griff
Barré-Griff

Um den Barré-Akkord zu verstehen, musst du zunächst wissen, wie man offene Akkorde spielt: Der Sattel vor dem ersten Bund begrenzt die Saiten. Das Herunterdrücken der Saiten verkürzt sie und lässt sie anders klingen, die offenen Saiten werden durch den Sattel begrenzt.

Beim Barré-Akkord übernimmt dein Zeigefinger also die Aufgabe des Sattels: Er legt sich über das gesamte Griffbrett und drückt alle Saiten auf einmal herunter. So „verkürzt“ du deinen Gitarrenhals und der Sattel liegt nun beispielsweise auf dem 3., 5., oder 8. Bund – je nach Akkord.
Die übrigen Finger (Mittelfinger, Ringfinger und kleiner Finger) bilden nun die Einzelnoten deines Akkords. So kannst du die bekannten Formen der offenen Akkorde auf dem Griffbrett verschieben, wie es dir passt.

In aller Regel werden vor allem die Formen des A-Moll Akkords und des E-Dur Akkords benutzt, um als Barré gespielt zu werden. Dabei liegt der erste Ton (Grundton) auf der E-Saite (Dur) oder auf der A-Saite (Moll). Spielst du Moll Akkorde, ist die E-Saite stumm!

Dies lässt sich besonders am E-Dur Akkord sehr gut nachvollziehen. Offen gespielt nutzt du vermutlich die folgenden Fingerpositionen:

E-Saite: Offen
A-Saite: 2. Bund Mittelfinger
D-Saite: 2. Bund Zeigefinger
G-Saite: 1. Bund Ringfinger
H-Saite: offen
e-Saite: offen

Möchtest du diese Form nun verschieben, benötigst du einen „neuen Sattel“, der die Saiten entsprechend verkürzt. Um in unserem Beispiel zu bleiben, verschiebst du den E-Dur Akkord nun auf den 3. Bund und machst ihn zum G-Dur Akkord, indem der Zeigefinger sich flach über alle Saiten legt:

E-Saite: 3. Bund Zeigefinger
A-Saite: 2. Bund Ringfinger
D-Saite: 2. Bund kleiner Finger
G-Saite: 1. Bund Mittelfinger
H-Saite: 3. Bund Zeigefinger
e-Saite: 3. Bund Zeigefinger

Moll und Dur

Um unterschiedliche Tonarten spielen zu können, benötigst du natürlich Moll- und Dur-Akkorde. Gott sei Dank macht es der Barré hier sehr leicht:

Spielst du einen Barré-Akkord mit dem Zeigefinger auf der E-Saite und nutzt die E-Dur Form, klingt der Akkord in Dur. Spielst du einen Barré-Akkord mit dem Zeigefinger auf der A-Saite und nutzt die A-Moll Form, klingt der Akkord in Moll

Soviel zur Theorie. Doch wenn du jetzt das erste Mal versuchst, deinen neuen G-Dur Akkord als Barré zu spielen, wird er vermutlich noch sehr verkrampft sein. Daher wenden wir uns der praktischen Übung zu.

Praxis – Barré-Akkorde auf der Gitarre spielen

Theoretisch weißt du nun, ein Barré-Akkord benutzt den Zeigefinger, um als Sattel zu fungieren und die offenen Akkord-Griffe auf dem Griffbrett verschieben zu können. Tatsächlich ist das Greifen der Akkorde also sehr einfach – die Form bleibt immer gleich. Doch um die notwendige Kraft aufzubauen, benötigst du einige Übung.

Muskeltraining für den Zeigefinger

Du siehst, anders als bei vielen anderen Gitarrentechniken kommt es beim Barrè weniger auf theoretisches Wissen oder komplizierte Fingersätze an. Vielmehr ist die Kraft im Zeigefinger und ein sauberes Greifen das A und O.

Gerade am Anfang lassen sich Barré-Akkorde nur schwer so greifen, dass alle Saiten sauber klingen. Doch keine Sorge, der Zeigefinger gewöhnt sich sehr schnell an die neue Aufgabe. Lass es nur ruhig angehen und übertreibe es am Anfang nicht – lieber jeden Tag für zehn Minuten üben, als eine ganze Stunde am Wochenende.

Zu Beginn fehlt es dem Zeigefinger ganz einfach an Kraft. Hier hilft es, die anderen Finger zunächst du ignorieren, und das saubere Greifen mit dem Zeigefinger zu üben:

  1. Beginne mit den drei höchsten Saiten, e, H und G.
  2. Lege den Zeigefinger auf Höhe des 5. Bundes auf die Saiten und spiele alle drei Saiten an.
  3. Achte darauf, dass alle Saiten frei schwingen können und klingen.

Wiederhole diese Übung zunächst einige Male, bis du die notwendige Kraft und Ausdauer aufwenden kannst, diese Saite ohne Mühe zu spielen.

Jetzt kannst du dein Training aufbauen:

  1. Nimm nun die vier höchsten Saiten, e, H, G und D
  2. Lege den Zeigefinger auf Höhe des 5. Bundes auf die Saiten und spiele alle vier Saiten an.
  3. Achte darauf, dass alle Saiten frei schwingen können und klingen.

Als nächstes kommen fünf Saiten du schließlich alle sechs Saiten zur Übung hinzu. Wenn das klappt, verschiebe den Zeigefinger auf dem Griffbrett und experimentiere mit den anderen Bünden – der Kraftaufwand ist stets etwas anders.

Hast du deinen Zeigefinger trainiert, kannst du die anderen drei Finger der Greifhand hinzunehmen und langsam auf ihre Positionen bringen – und schon klingt der Barré-Akkord!

Wichtig: Der wichtigste Tipp ist gleichzeitig am schwersten zu befolgen. Nimm dir Zeit. Viel Zeit und übertreibe es nicht. Mit kleinen Schritten und regelmäßiger Übung spielst du in drei Wochen jeden Barré-Akkord auf der Gitarre, ohne dich anstrengen zu müssen. Übertreibst du, verlierst du im schlimmsten Fall ganz die Lust!